Das Bild-Epitaph des Matthias Schieffen

Epitaph
Foto: Rainer Schumacher

Was versteht man unter einem Epitaph?

Die Gimter Kirche verfügt über ein Bild-Epitaph aus dem Jahre 1612. Hierzu hat Otto Borcherding (Pastor in Gimte von 1947-1955) eine Abhandlung geschrieben, die nachfolgend in Auszügen wiedergegeben wird. D. Hesse, Ortsheimatpfleger von Volkmarshausen, hat eine Abschrift von der Abhandlung angefertigt und diese freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Vorbemerkung: Seitwärts von dem Bilde des Gekreuzigten, und zwar links vom Beschauer, befinden sich die Abbildungen des Stifters und seiner drei Söhne. Gegenüber auf der rechten Seite, unter dem Kreuz, ist, in knieender Haltung wie ihr Mann und ihre Söhne, auch die Hausfrau des Stifters zu sehen. Die Schreibweise haben wir der heutigen leicht angeglichen. Der Text ist dreigeteilt.

Epitaph-links
Foto: Rainer Schumacher

Inschrift des Bild-Epitaphs
(in gotischen, meist Kleinbuchstaben)

„Das buch der weisheit 4. Capitel: der gerecht(e) ob er gl(e)i(c)h zu zeitli(c)h sitrbt, ist er doch in der ruhe. den(n) er gefellt gott woll, vnd ist ichm lieb vnd wird weg genom(m)en aüs dem leben vntter den sündern, und wird hingerückt, das(s) die boßheit seinen verstandt ni(c)ht verkehre no(c)h falsche lehre seine seele betriege.“

Epitaph-rechts
Foto: Rainer Schumacher

 

Ferner rechts vom Beschauer:

„Denn die bösen Exempell verführen und verderben einem das gütte und die reitzende lüst verkehertt vnschuldige hertzen. er ist bald vollkom(m)en worden und hatt viell(e) Jahre erfüllet. denn seine seele gefellt gott. Darum eilet er mit ihnen aüs dem bösen leben.“

Endlich unter dem Bilde des Gekreuzigten:

„Anno 1612 dem 3. Martz hab ich mattias scieffen Cattrina Hollemens ausz Münden mein(er) Eheli(c)he(n) Hausfraw diße taffel allhier setzen lassen vber meinen stüll meinen 3. Sohnen alls Petter, seines alltters. 13. jar vnd gorgen seines alltters 11. Jar vnd Hannes seines alltters 9. Jar, so in gott sindt selleiglih endtslafen vnd ih(re) Rüchsthett hir an diessem ohrt haben die weill ih dan Gott vnd der Kirchen zum ehren auch vns züm gedechtenüs aüch gehabbte meüch so ich an dissem orttern als geindten volckmarshaüssen jn die 14. Jar vor ein baürmeister vnd vorst(e)her erli(c)h gebrüchen hab lasen aüch mich zu gotts lob vnd der Christliche gemeinschaft bey den Se. hern Comysarigen (= Kommissarien) mitt stetts anhallten nicht er minder lassen dat disse Kirchen von dem löblichen Steiffts heiffarthaüser zu lag vnd anordüngen in ein folgenden stadt gebracht worden das gottes wor wiederumb heirin kleingt vnd sc(hall)t (v)nd d(ie) betreuweten sellen wiederumb gespeist und getrinkt werden wie er selbe(r) sagt: Eech, 20 (= Ezechiel 20, 12) ich gab iehn mein sabbath zum zeichen zwischen mir und inen damit sie lernet(en), das ich der Herr sey der sie „Heiliget“.“

Die Tafelinschrift spricht für sich selbst: Der ehrsame Bürgermeister Matthias Schieffen hat mit ihr nicht nur seiner Ehefrau und seinen drei Söhnen, sondern nicht zuletzt auch sich selbst bei Lebzeiten ihrer allen ein Denkmal setzen wollen, was ihm wohl gelungen sein dürfte.

Das älteste gegenwärtig vorhandene Gimter Kirchenbuch setzt erst über ein halbes Jahrhundert später ein (im Jahre 1668). Es vermeldet weder Schieffens eigenen noch etwaiger erkennbarer Nachfahren Namen. Genaueres wissen wir im übrigen weder über die Herkunft noch über den Verbleib der Familie Schieffen.

Rainer Schumacher