Die Turmbekrönung auf der Gimter Marienkirche

Die Aktenlage ergibt folgende Fakten und ermöglicht folgende Vermutungen:

960 wird das Augustinerinnenkloster Hilwartshausen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es ist königliche Abtei.

1549/50 und 1668 setzt sich die Schreibweise „Hilwardeshausen“ durch. Die Inschrift der Kugel „Ex Templo St. Petri Hilwardeshausen“ (von der Petruskirche in Hilwartshausen) mit der Jahreszahl 1674 wird wohl entsprechend alt sein.

Die Kugel selbst erscheint wesentlich älter. Sie ist aus Bleimaterial und in dieser Form im Raum Niedersachsen selten. Auch das Patriarchalkreuz könnte schon aus dem 13. Jahrhundert, dem vermuteten Bauzeitraum der kleineren Hilwartshäuser Kirche stammen.

Um 1687 soll die kleinere der beiden Hilwartshäuser Kirchen, die Peterskirche, „wiederhergestellt“ worden sein: Ist in diesem Zusammenhang (also 1674) die Turmbekrönung der kleinen Kirche (Kugel und Kreuz?) von Hilwartshausen nach Gimte gebracht worden?

1610/12 hat im Zusammenhang des Erweiterungsbaus an der Gimter Marienkapelle der „Kirchentausch“ stattgefunden. Seit dem Kirchentausch konnten die Gimter und Volkmarshäuser ihre Toten bei der Gimter Kirche beerdigen.

So hat die kleine Hilwartshäuser St. Petri-Kirche bis 1610 den Ortschaften Gimte und Volkmarshausen gehört (Petrus ist der Patron der Fischer ...). Als sie 1674 wiederhergestellt wurde, wurde in diesem Zusammenhang der sozusagen neuen Mutterkirche in Gimte die ältere Turmbekrönung von der kleinen Hilwartshäuser Kirche übermittelt.

Vielleicht geschah das im Zusammenhang eines kleineren Turmbaus. 1774 soll der jetzige Turm gebaut worden sein. Die Glocke stammt von 1776.

Was wir mit der Marienkirche und der alten Turmbekrönung vor uns haben, ist die historisch-bauliche und in gewissem Sinne geistliche Verbindung zum Hilwartshäuser Nonnenkloster.

Bernd Vogel, März 2003